Vorwort zum Amtsbericht 2010 der
Evang.-ref. Kirche des
Kantons St. Gallen, März 2011
Pfr. Dr. Dölf Weder, Kirchenratspräsident
Zentral: Die geistliche Begleitung von Kindern
und Jugendlichen
An den Synoden und Vorsynoden im
vergangenen Jahr hat sich unsere Kirche intensiv diskutierend mit dem
Thema „Geistliche Begleitung von Kindern und Jugendlichen“ beschäftigt.
In den letzten Jahren ist bei uns das Bewusstsein kontinuierlich
gewachsen, dass angesichts der stetig sinkenden Zahl von Mitgliedern und
Taufen die kirchliche Begleitung der Zeit zwischen Geburt und
Familiengründung eine noch grössere Bedeutung erhalten hat.
Ob es uns gelingt, Kinder und
Jugendliche sowie deren Familien in dieser prägenden Lebensphase auf
bedeutungsvolle und attraktive Weise in ihrem geistlichen und
persönlichen Wachsen zu begleiten, wird entscheidend sein nicht nur für
das Leben dieser Menschen, sondern auch für die Zukunft unserer Kirche.
Die
vier Säulen: Feiern – Bilden – Begleiten –
Erleben
Das neue St. Galler Modell zeichnet
sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus. Vier Säulen tragen es:
Feiern – Bilden – Begleiten – Erleben.
Die erste Säule ist das
gottesdienstliche miteinander Feiern. Gottesdienste stehen im Zentrum
jeder Kirche. Sie sollen altersgemäss sein und die Menschen berühren.
Die Säule Bilden hat in den letzten Jahren eine positive Entwicklung
erlebt, steht aber im System Schule zunehmend unter Druck. Sie gilt es
zu pflegen und weiter zu entwickeln.
Wichtig ist die elterliche Begleitung
auch der religiösen Entwicklung. Kirchliche Arbeit mit den Eltern will
ihnen in dieser Aufgabe beistehen. Sie ist schwieriger geworden. Die Säule
Begleiten muss darum verstärkt werden. Schliesslich soll die Säule Erleben
nicht mehr nur die Form freiwilliger christlicher Jugendarbeit haben,
sondern als wichtiges Element jeder religiösen Sozialisation durch
erweiterte, integrierte Aktivitäten und Erlebnisprogramme ausgebaut
werden.
Die neuen
Erlebnisprogramme – eine grosse Chance
Am meisten zu reden gaben und geben die neuen
Erlebnisprogramme auf der Oberstufe. Weil die beiden grossen Landeskirchen
dort die Durchführung der zweiten Religionslektion nicht garantieren
können, entfällt sie auf Beschluss des Erziehungsrates ab dem Schuljahr
2012/13.
Die Synode entschied sich gegen eine
Halbierung der Kontaktzeit mit den Oberstufenschülern und führt statt
dessen als neue Voraussetzung für den Eintritt in den
Konfirmandenunterricht Erlebnisprogramme ein – Mindestumfang 30 bis 50
Programmstunden innert zwei Jahren.
Die Jungen sollen aus einer reichen
und attraktiven – und damit notwendigerweise regionalen – Menükarte ihr
Programm selber zusammen stellen. Konfirmierte und junge Erwachsene wirken
in der Leitung mit und werden dafür geschult. Zu den Angeboten gehören
Weekends und Lager ebenso wie diakonische Einsätze, Thementage oder die
Mitarbeit in einer christlichen Jugendgruppe oder Musikband. Wichtig ist
ein integriertes, partizipativ gestaltetes Gottesdienstprogramm, das den
vielerorts darbenden Jugendgottesdiensten zu neuem, attraktivem Leben
verhelfen soll.
Die
Umsetzung – eine beachtliche Herausforderung
Die zeitgerechte Einführung der neuen
Erlebnisprogramme wie die Erfüllung der Vorgabe, dass künftig jede
Kirchgemeinde über ein ihrer konkreten Situation angepasstes Konzept
geistlicher Begleitung von Kindern und Jugendlichen verfügen muss,
bedeuten für die Kirchgemeinden wie für die Kantonalkirche eine
beachtliche Herausforderung. Sie erfordern die Verschiebung von
Prioritäten und Ressourcen bei Personaleinsatz und Finanzen. Im
kantonalkirchlichen Mitarbeiterstab und in verschiedenen Kirchgemeinden
haben die Umsetzungsarbeiten bereits begonnen.
Wir bleiben
wach und lebendig – wir müssen es auch
Solche Entwicklungen machen Freude,
weil sie zeigen, dass die St. Galler Kirche sich den Herausforderungen
einer sich rasch wandelnden Zeit und Gesellschaft stellt. Sie will mit den
Menschen von heute leben und für sie relevant sein und bleiben – ihrem
Auftrag treu als Kirche „nahe bei Gott – nahe bei den Menschen“.
Dank
Der Kirchenrat dankt all den vielen
hauptamtlichen, nebenamtlichen und freiwilligen Mitarbeitenden, die sich
auch 2010 in vielfältigen Funktionen in unserer Kirche engagiert haben und
fachlich kompetent miteinander unterwegs waren. Gottes Segen möge auch
weiterhin mit uns sein.