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Fusion von Kirchgemeinden

Interview nach den Synodeentscheiden von Dezember 2012

 

 

 

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Interview von Pfr. Helmut Heck mit Pfr. Dr. Dölf Weder, Kirchenratspräsident, im St. Galler Kirchenboten, Februar 2013 ()
 

 

Helmut Heck: Dölf Weder, welches Bild von Kirche ist für Dich massgeblich in den Prozessen um Fusionen?

Dölf Weder: Die reformierte Kirche ist Ekklesia, Christusgemeinschaft. Sie ereignet sich wesentlich an der Basis. Das kann eine lokale oder regionale Kirchgemeinde sein. Sie lebt aber beispielsweise auch in der Spital- oder Gefängnisseelsorge – und überhaupt dort, wo zwei oder drei Menschen in Christi Namen zusammen sind. Kirche ereignet sich in einer Vielzahl von Formen.

 

Warum denn eine Kirchgemeinde Mindestgrösse?

Es geht um die Finanzierbarkeit und den optimalen Personaleinsatz unter den heutigen landeskirchlichen Verhältnissen. Sollten wir uns in Zukunft auf eine Kirchenlandschaft mit stark freikirchlichem Charakter hin bewegen, sind für mich auch wesentlich kleinere Gemeinden denkbar. Sie hätten aber ein ganz anderes Selbstverständnis und radikal andere Finanzierungsmodelle.

 

Die Diskussion um Fusionen sieht nach einem Konflikt zwischen Stadt/Agglomeration und Land aus:

Richtig, aber auch die örtlichen konfessionellen Mehrheitsverhältnisse und soziologische Veränderungen spielen wichtige Rollen. In der Region Uznach waren die Reformierten immer deutlich in der Minderheit. Man musste sich darum stets auch inhaltlich der katholischen Mehrheit erklären, ein erkennbares Glaubensprofil vertreten und attraktive Programme anbieten. Die 4‘554 Uznacher Reformierten sind über acht politische Gemeinden verstreut. In reformierten Toggenburger Gebieten wären sie durch mehrere Kirchgemeinden und entsprechend viele Pfarrpersonen abgedeckt. Glaube drückte sich dort im Teilnehmen an der reformiert geprägten Dorfgemeinschaft aus. Jetzt schrumpft aber auch hier der Kern der Alteingesessenen, und damit die Selbst­verständlichkeit der Teilnahme.  Eine vielfältiger und mobiler gewordene Bevölkerung stellt neue inhaltliche und programmliche Ansprüche an ihre Kirchgemeinde.

 

Wie wird die Kirche der Zukunft aussehen?

Der landeskirchliche Charakter unserer Kirche wird wohl weiter schwächer werden, aber noch länger bestehen bleiben. Im Funktionieren von Kirchgemeinden werden wir uns aber immer stärker freikirchlichen Formen annähern. Das erfordert eine stärkere inhaltliche und programmliche Profilbildung unserer Gemeinden. Man muss wissen und klar kommunizieren, wofür man steht. Zudem muss man Mitarbeiter­- und nicht bloss Servicegemeinde sein. Reformierter Glaube wird in der Gesellschaft weniger selbstverständlich sein, auch in ehemals reformiert dominierten Gebieten. Man wird weitere Wege gehen und dort kirchliche Programme und Gemeinschaft erleben, wo man sich angesprochen fühlt. Die Gemeinden werden damit weniger territorial denken können. Die freie Gemeindewahl wird Realität.

 

Wie steht es mit dem Finanzausgleich?

Die heutigen finanziellen Schwierigkeiten sind wohl Vorboten einer Situation, in der uns nicht mehr der Kanton unseren Finanzausgleich bezahlt, und das erst noch grosszügig. Er wird stattdessen konkrete soziale Leistungen mitfinanzieren. Damit wird wohl auch in unserem Kanton ein innerkirchlicher Finanzausgleich notwendig: Reiche Gemeinden unterstützen finanzschwache. Der Vergleich mit anderen Kantonalkirchen zeigt aber, dass das wohl nur noch eine Beitragshöhe von etwa 15 Prozent der heutigen Finanzausgleichsbeiträge bedeuten würde – eine dramatische Herausforderung für finanzschwache Kirchgemeinden. Darum dürfen wir nach Ansicht des Kirchenrates nicht zögern, die heute notwendigen Strukturveränderungen anzugehen. Es wird in Zukunft noch viel grössere geben.

 



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Kirchenbild

Mindestgrösse

Konflikt zwischen Stadt und Land?

Kirche der Zukunft

Zukunft des Finanzausgleichs

 

 

Die reformierte Kirche ist Ekklesia, Christusgemeinschaft. Sie ereignet sich wesentlich an der Basis.

 

Es geht um die Finanzierbarkeit und den optimalen Personaleinsatz unter den heutigen landeskirchlichen Verhältnissen.

 

 

 

Örtliche konfessionelle Verhältnisse und soziologische Veränderungen spielen eine wichtige Rolle.

 

 

Man muss wissen und klar kommunizieren, wofür man steht.

 

Reformierter Glaube wird in der Gesellschaft weniger selbstverständlich sein.

 

 

 

Wir dürfen nicht zögern, die heute notwendigen Strukturveränderungen anzugehen. Es wird in Zukunft noch viel grössere geben.