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Gottes Kraft in den Schwachen (1. Kor. 1,26-31; 2. Kor. 12,9)

Predigt zum Jubiläumsgottesdienst der Evangelischen Kirche im Fürstentum Liechtenstein

 

 

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Sonntag, 30. Oktober 2005, Evang. Kirche Liechtenstein FL
Predigt Pfr. Dr. Dölf Weder, Kirchenratspräsident


Zum 125 Jahr Jubiläum (1880-2005)

Liebe Jubiläumsgemeinde in Christus

125 Jahre Evangelische Kirche im Fürstentum Liechtenstein feiern wir heute mit diesem Gottesdienst. Fürwahr ein Grund zur Dankbarkeit und zur Freude.

Wir wissen gar nicht, wie vielen Menschen hier im Fürstentum diese Gemeinde in all den Jahren zu einem Fundament in ihrem Leben verholfen hat; wie viele hier Geborgenheit, Freude und Trost fanden.

Lange Jahre geschah das ohne eigenes Kirchengebäude. Christliche Gemeinde lebt dort, wo Menschen mit Christus und untereinander verbunden sind - mit oder ohne Gebäude; in freier Gemeinschaft, als Verein oder als öffentlich-rechtlich anerkannte Institution.

Eure Vizepräsidentin hat etwas von der Bedeutung der Liechtensteiner Kirche für Viele im Vorwort zur neuen Festschrift sehr schön beschrieben:

„Ein eigenes Kirchgebäude hatten wir noch nicht, aber wir waren damals, so kommt es mir heute vor, sehr dynamisch. Viele Evangelische, die mit ihren Familien hierher gezogen sind, suchten in der Fremde nach verlässlichen Gemeinschaften, neuen Freundschaften, nach Verstehen und Dazugehören. Die Gemeinde der Evangelischen Kirche Vaduz bot, so merkwürdig das heute klingen mag, für uns Zugereiste ein kleines Stück Heimat.“

Ist das nicht wunderschön, liebe Gemeindeglieder, Menschen während 125 Jahren ein Stück Heimat zu geben? - Heimat in menschlicher Gemeinschaft, Heimat hoffentlich auch in Jesus Christus.

So sagt denn eure Vizepräsidentin einige Sätze weiter auch:

„Vergessen wir nicht: Im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens steht die Verkündigung des Wortes Gottes und nicht ein ‚Event’, der den andern jagt.“

Dieses Vorwort, aber auch die Predigt von Pfr. André Ritter letzten Sonntag hier, oder die Voten, die an Kirchgemeindeversammlungen gehalten wurden oder in eurer Zeitschrift „Forum“ zu lesen sind, zeigen aber auch, dass es heute gar nicht so einfach ist, lebendige Gemeinde zu sein, echte Christusgemeinschaft zu leben. Das geht uns in der St. Galler Kirche nicht anders.

Unsere Welt und Gesellschaft ist in dramatischem Wandel begriffen. Und darum ist auch unsere Kirche im Wandel.

Unsere Zeit ist nicht eine Periode der Hochkonjunktur christlicher Kirche. Unsere Gesellschaft ist zwar daran, das Religiöse und dessen gesellschaftliche Bedeutung wieder neu wahr zu nehmen. Aber wir Kirchen haben das Jahrhunderte lange Monopol im Religiösen verloren. Dass wir uns zudem mit der innerchristlichen Ökumene immer noch schwer tun, trägt nicht besonders zu unserer gesellschaftlichen Glaubwürdigkeit bei. Viele unserer wichtigen Dienste und Funktionen im Sozialen wurden inzwischen vom Staat und von Spezialisten übernommen.

Und doch wären wir so gerne eine christliche Gemeinde, in der es von Leben sprudelt. Wir möchten am Sonntag Kirchen voller lebendiger Menschen erleben
und mit einer grossen Zahl von engagierten freiwillig Mitarbeitenden. Wir möchten uns wirksam eingebracht sehen in Welt und Gesellschaft, ihr dienen in diakonischem Handeln.

Wir wissen aber auch, dass die Evangelischen im Fürstentum Liechtenstein eine kleine konfessionelle Minderheit sind. Und dass wir generell als engagierte Christen in unserer Gesellschaft eine Minderheit sind.

Und so freuen wir uns am heutigen Jubiläum über all das Grosse und Wichtige, das Menschen hier während 125 Jahren erlebt haben und immer wieder erleben. Das wollen wir fröhlich feiern.

Und trotzdem können wir uns nicht an die Brust klopfen, nicht in kirchlichem Prunk einhergehen  und selbstbewusst herumposaunen, wie gross, wichtig und stark wir seien.

 

Selig die Schwachen

Und jetzt frage ich euch, liebe Gemeinde ob denn das Gross-, Wichtig- und Stark-Sein wirklich dem Christlichen entspricht.

Es entspricht sicher unseren Träumen und Visionen. Und das in bester Absicht.

Aber wenn wir auf Jesus und auf die Apostel schauen?  Die Mission Jesu endete am Kreuz; und jene vieler Apostel und Glaubenszeugen in Tod und Martyrium.

Wenn wir sehen, wie Gott selber seine Grösse aufgab, um uns in Jesus Christus in der Schwäche zu begegnen, in der Schwäche bis zum Tod am Kreuz - schauen wir da mit unseren grossen Träumen nicht vielleicht in die falsche Richtung?

Versteht mich richtig. Ich möchte mit dieser Frage nicht die Herausforderung kleiner machen, ernsthaft zu fragen, was es heute in unserer Gesellschaft bedeutet, wirksame, für die Menschen relevante Kirche zu sein. Ich bin auch der Meinung, dass Vieles an unserem Kirche-Sein sich verändern muss.

Wir wollen uns nicht bequem zurück lehnen und allfällige fehlende Leuchtkraft pseudo-theologisch entschuldigen und zum christlichen Ideal empor stilisieren.

Aber ich sage, dass das Christliche seit Jesus Christus selber, eben gerade in Gottes Kraft in den Schwachen besteht.

Und die Zeiten, in denen die Kirchen stark und mächtig waren, waren gar nicht immer auch die Zeiten, in denen sie echt, glaubhaft und der Sache treu das Christliche vertraten; in denen sie wirklich lebten, was Jesus Christus uns vorgelebt hat.

Pfarrer André Ritter hat mir letzte Woche den Ablauf und die vorgesehenen Lieder und Texte für diesen Gottesdienst zugesandt.

Ich fand es wirklich spannend, welcher Bibeltext für die heutige Lesung ausgewählt worden war.

Kein triumphaler Jubeltext zum Jubiläum, sondern Jesu Worte aus der Bergpredigt, die Seligpreisungen.

Selig die Armen,
selig die Trauernden,
selig die Sanftmütigen,
selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit
selig die Barmherzigen,
selig die reinen Herzens sind,
selig die Friedfertigen,
selig die Verfolgten und Geschmähten.
„Freuet euch und frohlocket!“

Selig nicht die Starken und Erfolgreichen, sondern selig die Schwachen und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten. „Freuet euch und frohlocket!“

 

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig

Und damit komme ich jetzt zu zwei Bibeltexten, die ich dieser Predigt zugrunde gelegt habe.

Der eine ist das zusammenfassende Wort des Apostels Paulus zum Thema Starke und Schwache. Im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth, in Griechenland, schreibt er mit Blick auf sich selber:

„Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor. 12, 9)

Paulus erlebt und versteht sich selber als Schwacher.

In seinem 1. Brief an die Korinther hatte er diesen Sachverhalt an der Zusammensetzung der Gemeinde in Korinth selber exemplifiziert. Ich lese 1. Kor. 1, 26-31:

„Sehet doch nur eure Berufung an, ihr Brüder:
Nicht viele Weise nach dem Fleische,
nicht viele Mächtige,
nicht viele Leute von vornehmer Geburt [sind berufen],
sondern was vor der Welt töricht ist,
hat Gott erwählt,
damit er die Weisen zuschanden mache,
und was vor der Welt schwach ist,
hat Gott erwählt,
damit er das Starke zuschanden mache,
und was vor der Welt niedrig geboren und was verachtet ist,
hat Gott erwählt,
das, was nichts gilt,
damit er das, was gilt, zunichte mache,
auf dass sich kein Fleisch vor Gott rühme.
Von ihm aber kommt es,
dass ihr in Christus Jesus seid,
der uns zur Weisheit gemacht worden ist von Gott,
zur Gerechtigkeit
und zur Heiligung
und zur Erlösung,
damit es geschehe, wie geschrieben steht:
‚Wer sich rühmt,
der rühme sich des Herrn.’“

Eben: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor. 12, 9)

Liebe Gemeinde

Wenn man diesen Text so vorgelesen erhält, versteht man ihn wohl zuerst nicht so leicht, zumal in der Übersetzung der guten alten Zürcher Bibel.

Paulus sagt den Gemeindegliedern in Korinth: Schaut euch mal selber an. Nicht viele von euch sind gelehrte Menschen und gescheite Köpfe. Nicht viele von euch haben politischen und gesellschaftlichen Einfluss. Nicht viele von euch sind adlig geboren und gehören der Aristokratie an.

Die meisten Gemeindeglieder in dieser griechischen Hafenstadt Korinth sind einfache Menschen: freigelassene Sklaven, Handwerker, Kleinhändler, Seeleute. Die meisten mit wenig Bildung, nicht aus vornehmem Haus.

Nicht, dass die andern ausgeschlossen wären, es gibt sie auch. Aber eben: diese christliche Gemeinde fällt nicht auf durch Prominenz und Stärke. Nein, einfache Menschen sind es zumeist, nichts Spektakuläres. Keine Leute, die man auswählen würde, wenn man die Welt verändern will.

Aber von diesen zumeist einfachen Menschen sagt Paulus, dass eben gerade sie als Einfache, als Schwache, ja gar als gesellschaftlich Verachtete von Gott gerufen wurden. Dreimal heisst es: Sie „hat Gott erwählt“.

Und warum gerade sie? „Damit niemand sich rühme“ lesen wir in Vers 29.

Was Gott schenkt, das ist Geschenk. Damit kann man nicht plagieren, nicht gross angeben. Nicht im Alltag und nicht einmal am Kirchenjubiläum.

„Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn“, zitiert Paulus in Vers 31 den Propheten Jeremia.

Und nocheinmal: Wer wird von Gott so gerufen, wer wird von Gott so beschenkt? Die Schwachen, die Törichten, die Niedrigen und die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten.

Denn, so Paulus im Blick auf sich selber: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor. 12, 9).

Nun kann man natürlich die Situation damals in Korinth nicht so einfach mit derjenigen im Fürstentum Liechtenstein von heute gleichsetzen.

Man kann auch die Herausforderungen, die sich uns heute als Kirche im 21. Jahrhundert stellen nicht so einfach damit abhaken, dass wir bequem und faul da sitzen, die Menschen von heute und ihre Probleme Menschen von heute sein lassen und das Schwachsein verherrlichen, es uns wohl sein lassen in einer kuscheligen Gruppe Gleichgesinnter.

Aber richtig ist sicher, dass es auch bei uns nach wie vor darum geht, Gott unter uns wirken zu lassen, Gottes Ruf an die Menschen heran zu tragen und dann mit den Menschen, die sich von diesem Ruf treffen lassen, Gemeinde und Christusgemeinschaft zu leben. Nicht nur für uns selber. Sondern wie eh und je auch im Dienst am Nächsten und in der Gesellschaft. Nicht nur mit und für die gesellschaftliche Noblesse und die bürgerliche Intelligentia, sondern gerade auch mit jenen Menschen, die in Welt und Gesellschaft wenig oder nichts gelten.

 

Die Frau von Santa Pola

Ich war vor kurzem in den Ferien wieder in Spanien. Wie so manches ist mir gelegentlich auch dieser Festgottesdienst durch den Sinn gegangen. Und dann fiel mir beim Herumschauen vom Balkon meines kleinen Hotels eine Szene auf, die ich sofort mit Liechtenstein und mit unserem heutigen Christsein als Minorität in der Gesellschaft überhaupt in Verbindung brachte.

Ich muss euch gestehen, dass ich zuerst zögerte, diese Situation wirklich in dieser Predigt zu verwenden. Es ist das Ziehen einer eigenartigen Parallele, wohl nicht besonders typisch für eine Festpredigt. Aber sie hat mit der Kraft von in den Augen der Menschen Schwachem zu tun. Darum beschreibe ich sie jetzt.

Das Hotel, in welchem ich immer mal wieder einige Ferientage verbringe, steht im Fischerstädtchen Santa Pola, südlich von Alicante in Spanien. Es liegt in der Nähe des Fischerhafens und schaut direkt auf den nicht so grossen zentralen Strand des Städtchens. Ein einfaches Hotel in einer vom Massentourismus nur wenig berührten Umgebung.

Direkt gegenüber am Strand liegt ein längeres, hübsches Gebäude, einstöckig. Darauf und dahinter eine Gartenanlage mit einem kleinen Café, beschattet von grünen Palmbäumen. Vorne der Strand mit einigen vermieteten Liegestühlen und Sonnenschirmen. Friedliche Herbststimmung, über allem eine goldig wärmende Sonne.

Das lang gestreckte Gebäude ist quasi die Service-Station für den Strand: Ein Magazin für die Liegestühle und Sonnenschirme, ein Ersthilfe-Raum, eine kleine Bar und eine Toilettenanlage. Und eben um diese Toilettenanlage geht es.

Es fiel mir auch dieses Jahr wieder auf, dass es mit dieser Toilettenanlage eine besondere Bewandtnis hat.

Jeden Morgen wird sie von einer älteren Frau geöffnet. Ich schätze sie auf etwa 75 Jahre. Als erstes bringt diese Frau mit einem Einkaufsrolli einige wunderschöne Blumentöpfe auf das Steinbänklein vor der Anlage, jeden Tag andere Blumentöpfe. Dann wischt sie in aller Ruhe mit einem Besen den Plattenweg vor dem Haus. Anschliessend wird mit einem Rechen im Sand vor der Eingangstüre ein Rechteck von ungefähr 4 mal 5m markiert, und diese Fläche dann sorgfältig gerecht und die Sauberkeit kontrolliert.

Auf diese so gepflegte Sandfläche kommen nun einige Stühle und ein farbiger Sonnenschirm. Hier sitzt die Frau den ganzen Tag, wenn sie nicht gerade mit der Reinigung beschäftigt ist. Eine lebendige Einladung, sich ebenfalls mal in diesem Gärtchen hin zu setzen und mit ihr und anderen Menschen etwas zu plaudern. Es ist eine kleine, ruhige Oase von 20 m2. Daneben die Bar und vorne das Strandleben mit Familien, verliebten Pärchen und Fussball spielenden Jungen.

Ich wollte diese Frau einmal etwas genauer kennen lernen.

Das kleine Reich ihrer Verantwortung besteht aus drei Räumen: Aus einem Entrée und je einem Herren- und Damenabteil mit je drei Kabinen.

Die Frau ist von der Stadtverwaltung angestellt, wohl sehr bescheiden entlöhnt, daneben gibt’s gelegentlich mal ein bisschen Trinkgeld. Die Anlage ist stets blitzblank und wohl riechend, überall glitzernde Sauberkeit.

Die grosse Überraschung aber ist der mittlere Raum, das Entrée – ein kleiner botanischer Garten.

Blumentöpfe an Boden und Wänden, täglich sorgfältig gepflegt, jedes Blatt einzeln mit einem feuchten Tuch abgewischt. Die einzelnen Töpfe werden abwechslungsweise für je einen Tag ins Freie gebracht.

Darüber ein Bild aus jüngeren Tagen. Sie und ihr Mann – ein hübsches Paar. Jetzt ist er gestorben. Daneben einige alte Photos von Santa Pola, vom Hafen, vom Markt und von der Kirche.

Die Frau erzählt mir, dass sie Witwe ist und seit vielen Jahren hier arbeitet. Sie liebe Pflanzen, und diese lieben sie.

Sie reinigt die Anlage. Und sie sitzt im Sommerhalbjahr jeden Tag da, steht einfach zur Verfügung für Menschen, die sich ein bisschen in ihren Sandgarten setzen, mit ihr plaudern oder mit ihr zusammen schweigen. Ihr Gottvertrauen ist spürbar, prägt ihre Persönlichkeit.

Liebe Gemeinde

Wie komme ich dazu, eine gedankliche Verbindung zwischen dieser Frau und Kirche herzustellen?

Für mich gehört sie zu den Kleinen und in gesellschaftlicher Sicht Schwachen. Über WC-Frauen wird normalerweise nicht einmal gepredigt.

Eine Witwe in fortgeschrittenem Alter, für ihr bescheidenes Leben wohl auf einige Euros Verdienst angewiesen. Nichts Spektakuläres, eine Frau, wie sie in so vielen Ländern, an so vielen Orten anzutreffen sind.

Aber diese Frau macht aus ihrem kleinen Verantwortungsbereich sehr viel. Nicht nur, dass sie die zugewiesene Verantwortung für saubere Räumlichkeiten sehr gewissenhaft wahr nimmt. Nein, sie macht darüber hinaus aus ihrem Entrée einen blühenden botanischen Garten, der einen mit seinem Duft erfrischt, wenn man nur schon ein tritt.

Und sie schafft inmitten der Geschäftigkeit des Strandlebens eine kleine, wiederum sorgfältig gepflegte Oase der Menschlichkeit.

Kein Zwang, keine Konsumation, keine Bezahlung, nichts. Nur das nicht einmal ausgesprochene Angebot, sich etwas hin zu setzen, zu ruhen, oder einige Worte über Gott und die Welt mit ihr auszutauschen.

Diese Frau verändert nicht die Welt, nicht die spanische Gesellschaft. Aber sie strömt Kraft und Menschlichkeit aus. Soviel Kraft und Menschlichkeit, dass ich heute weit weg im Fürstentum Liechtenstein über sie predige.

Sie lebt eine Haltung, welche die Welt verändern würde, wenn alle Welt sie lebte.

Die Tätigkeit dieser Frau ist nicht einmal speziell religiös. Aber für mich verkörpert sie etwas von der Kraft Gottes in den Schwachen.

Ein Mensch, gesellschaftlich als schwach und sozial niedrig eingestuft. Aber auch ein Mensch, der seine Verantwortung wahr nimmt, der im Dienst an anderen Menschen steht und mit den Blumen auch im Dienst an Gottes übriger Schöpfung.  Ein Mensch, der uns trotz seines Schwach- und Unbedeutend-Seins in verschiedener Hinsicht Vorbild sein kann, beides, als einzelne Menschen und als Kirche.

Unsere reformierten Kirchen sind keine prunkvollen Organisationen an erster Lage.  Aber sie haben ihren Platz und ihre wichtige Aufgabe in unserer Welt und Gesellschaft. Entscheidend ist, was Menschen an diesen Orten erleben. Entscheidend ist, ob hier Gottes Ruf an sie ergeht.

 

Aufbrechen

Liebe Gemeinde

Die evangelische Kirchgemeinde im Fürstentum Liechtenstein verfügt heute über mehr als drei Räume und 20 m2 Sandplatz.

Es gab aber auch Zeiten, da hatte sie keine eigenen Räume.

Ich glaube, dass damals und heute die Aufgabe gleich war: Zusammen mit Menschen im Fürstentum christliche Gemeinde zu leben, Christusgemeinschaft zu sein. Oder mit dem Leitwort unserer St. Galler Kantonalkirche gesagt: Kirche „nahe bei Gott – nahe bei den Menschen“ zu sein.

Was das konkret bedeutet, das muss jede Generation wieder je für sich neu herausfinden und neu gestalten.

Das ist nie mit Glanz und Gloria verbunden, so dass wir uns selber in die Brust werfen und unser Selbstlob singen könnten. Wo das geschieht, sollte es uns misstrauisch machen. Denn Gott ist in den Schwachen mächtig. Gott beruft gerade die Schwachen und die Niedrigen.

Aber im Rückblick auf 125 Jahre stellen wir dann auch mit grosser Freude fest, was durch Gottes Geist und das Engagement der von ihm Berufenen an für die Menschen und für die Gesellschaft Wichtigem geworden ist.

Lasst uns dafür Gott und all diesen vielen Menschen heute ganz besonders herzlich danken.

Und lasst uns aufbrechen in die nächsten 125 Jahre. Im Wissen darum, dass wir gerufen sind als die, die wir eben sind. Und dass Gottes Kraft gerade auch dann wirkt, wenn wir uns schwach fühlen oder wenn wir schwach sind.

Gottes Segen sei mit euch und mit der ganzen Evangelischen Kirche im Fürstentum Liechtenstein.

Amen.

 



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Inhalt

Zum 125 Jahr Jubiläum (1880-2005)

Selig die Schwachen

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig

Die Frau von Santa Pola

Aufbrechen

 

 

 

Christliche Gemeinde lebt dort, wo Menschen mit Christus und untereinander verbunden sind - mit oder ohne Gebäude; in freier Gemeinschaft, als Verein oder als öffentlich-rechtlich anerkannte Institution.

 

 

 

 

 

 

 

 

Unsere Zeit ist nicht eine Periode der Hochkonjunktur christlicher Kirche. Unsere Gesellschaft ist zwar daran, das Religiöse und dessen gesellschaftliche Bedeutung wieder neu wahr zu nehmen. Aber wir Kirchen haben das Jahrhunderte lange Monopol im Religiösen verloren.

 

 

 

 

 

 

 

Wenn wir sehen, wie Gott selber seine Grösse aufgab, um uns in Jesus Christus in der Schwäche zu begegnen, in der Schwäche bis zum Tod am Kreuz - schauen wir da mit unseren grossen Träumen nicht vielleicht in die falsche Richtung?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selig nicht die Starken und Erfolgreichen, sondern selig die Schwachen und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten. „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von diesen zumeist einfachen Menschen sagt Paulus, dass eben gerade sie als Einfache, als Schwache, ja gar als gesellschaftlich Verachtete von Gott gerufen wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was Gott schenkt, das ist Geschenk. Damit kann man nicht plagieren, nicht gross angeben. Nicht im Alltag und nicht einmal am Kirchenjubiläum.

 

 

 

 

 

 

 

Auch bei uns geht es nach wie vor darum, Gott unter uns wirken zu lassen, Gottes Ruf an die Menschen heran zu tragen und dann mit den Menschen, die sich von diesem Ruf treffen lassen, Gemeinde und Christusgemeinschaft zu leben. Nicht nur für uns selber. Sondern wie eh und je auch im Dienst am Nächsten und in der Gesellschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über WC-Frauen wird normalerweise nicht einmal gepredigt.

 

 

 

Diese Frau macht aus ihrem kleinen Verantwortungsbereich sehr viel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unsere reformierten Kirchen sind keine prunkvollen Organisationen an erster Lage.  Aber sie haben ihren Platz und ihre wichtige Aufgabe in unserer Welt und Gesellschaft. Entscheidend ist, was Menschen an diesen Orten erleben. Entscheidend ist, ob hier Gottes Ruf an sie ergeht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist nie mit Glanz und Gloria verbunden, so dass wir uns selber in die Brust werfen und unser Selbstlob singen könnten. Wo das geschieht, sollte es uns misstrauisch machen. Denn Gott ist in den Schwachen mächtig. Gott beruft gerade die Schwachen und die Niedrigen.

 

 

 

 

Lasst uns aufbrechen im Wissen darum, dass wir gerufen sind als die, die wir eben sind. Und dass Gottes Kraft gerade auch dann wirkt, wenn wir uns schwach fühlen oder wenn wir schwach sind.