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Kirchliche Kommunikation als Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen

Der Gang nach Emmaus (Lukas 24, 13-35)

 

 

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Reformationsfeier Evang.-ref. Kirchgemeinde Wil
Sonntag, 5. November 2000, Kreuzkirche Wil SG
Predigt-Vortrag Pfr. Dr. Dölf Weder, Kirchenratspräsident

 

Liebe Gemeinde hier in Wil

Lasst mich euch zuerst danken für die Gelegenheit, heute nach 10 Jahren wieder auf dieser Kanzel stehen zu dürfen, und ein weiteres Mal zusammen mit euch über Fragen des Lebens, des Glaubens und über die Bibel nachdenken zu können.

Mein Auftrag ist, etwas zu sagen zum Thema „Kommunikation“, zum Halbjahresthema eurer kirchlichen Erwachsenenbildung.

Zugleich ist heute aber auch Reformationssonntag. Da stellt sich die Frage nach unserem Reformiert-Sein, nach der Zukunft und nach dem Auftrag unserer reformierten Kirche heute. Das hat nach meiner Meinung sehr viel mit dem Thema „Kommunikation“ zu tun. 

Zum dritten wären wir nicht evangelisch-reformiert, würden wir solche Fragen nicht in Beziehung bringen zur biblischen Botschaft, zu Jesus Christus, also zur Grundlage unseres Christ-Seins.

 

Der Gang nach Emmaus – Jesus Christus auf dem Weg mit und neben seinen Freunden

Lasst mich zuerst anknüpfen an der Geschichte vom Gang nach Emmaus, Lukas 24, 13-35. Wir haben sie in der heutigen Textlesung gehört. Es ist eine Ostergeschichte, eine Auferstehungsgeschichte. Für mich die schönste und die feinfühligste Ostergeschichte.

Da wandern am Ostersonntag zwei der Freunde Jesu von Jerusalem nach Emmaus. Sie sind traurig und zutiefst deprimiert nach all den schrecklichen Ereignissen um die Kreuzigung Jesu; und zusätzlich verwirrt durch die Meldung, sein Grab sei leer, er selber verschwunden.

Es ist gut, in solchen schwierigen Stunden zu zweit auf dem Weg zu sein; darüber zu sprechen, was einen bewegt; gemeinsam zu schweigen, wenn nichts zu sagen ist; gemeinsam zu weinen, wenn wir trauern.

Ein Dritter, der da hinzutritt, kann leicht stören, vor allem, wenn er das Schwierige, das einen getroffen hat, nicht selbst erlebte, aber dennoch glaubt, das Rezept und alle Antworten zu wissen. Solche gutmeinenden dritten Menschen gibt es viele. Manchmal gehören wir auch dazu. Vielleicht in bester Absicht, vielleicht gar im Namen des christlichen Glaubens.

Der Dritte, der auf dem Weg nach Emmaus zu den beiden traurigen Freunden tritt, ist von ganz anderer Art: behutsam, fragend, zuhörend - aber auch neue Gesichtspunkte ins Feld führend: Musste denn nicht all das Schreckliche passieren? War denn nicht eure Erwartung einfach falsch? Die Erwartung einer politisch-nationalen Befreiung Israels von der Herrschaft der Römer. Schaut mal, was da steht, in der Bibel. Das tönt anders, das spricht vom Mit-Leiden Gottes mit den Menschen.

Etwas später sagen Kleopas und sein Freund über dieses Gespräch auf dem gemeinsamen Weg: „Uns brannte das Herz“: Wir fühlten uns zutiefst berührt und angesprochen; unser Glaube, unser Verstehen hat sich gewandelt. Sie bitten den unbekannten Dritten: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget“.

Das ist Menschensorge, das ist Seelsorge, das ist Kommunikation, wie Jesus sie betreibt. Wäre das schön, wir könnten für andere Menschen auch solche Dritte sein! Wir müssten dazu gar nicht Kommunikationstheorie büffeln. Aber wir müssten die richtige Haltung haben: Als Mensch mit und neben Menschen echt auf dem Weg sein.

Solche tiefen Gespräche auf gemeinsamem Weg enden in der Gemeinschaft, beim gemeinsamen Essen und Brotbrechen. Ich kann mir dieses Bild vom Abendessen in der Stube von Emmaus gut vorstellen, vor allem die gefühlsmässig warme, gute Atmosphäre zwischen Menschen, die einander verstehen.

In solchen Momenten fällt es uns manchmal wie Schuppen von den Augen, und uns geht plötzlich etwas auf, was wir vorher nie wahrgenommen haben. So auch unseren beiden Jüngern: Bei Brotbrechen und Dankgebet erkennen sie plötzlich den Auferstandenen. Die Tragödie von Karfreitag und die verwirrenden Nachrichten vom leeren Grab machen plötzlich Sinn. Vorher gewusste Tatsachen erscheinen plötzlich in neuem Licht: Jesus lebt! Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Solche existentiellen Erfahrungen - wie wir sie heute nennen würden - verändern das Leben, ändern unsere Blickrichtung. Bei unseren Freunden änderte sich die Blickrichtung sogar ganz wörtlich: Sie machten eine Kehrtwendung um 180° und eilten noch zu später Stunde zurück nach Jerusalem: Denkt mal, was wir erlebt haben! Es ist wahr! Der Herr ist auferstanden! Er ist uns erschienen!

„Kommunikation“? – Ein ziemlich fades Wort für das, was sich da zwischen Jerusalem und Emmaus, und dann in der Stube von Emmaus abgespielt hat.

Diese Geschichte lehrt uns aber das Entscheidende über Kommunikation: Dass es nämlich nicht auf irgendeine Technik ankommt, sondern auf die Haltung, mit der wir mit anderen Menschen auf dem Weg sind.

 

Begleitung

Mir selber hat diese Geschichte vom Weg nach Emmaus anfangs der Neunzigerjahre das entscheidende Licht dafür angezündet, was wir als Christen im Bezeugen unseres Glaubens tun sollen und was nicht. Oder noch besser: was unsere Haltung sein soll und was eben nicht.

Es waren jene Zeiten, als viele Leute im Westen nach Osteuropa eilten, um denen „dort drüben“ zu sagen, was sie alles falsch gemacht hatten und wie man es in einer „freien“ Gesellschaft richtig macht. Die vom Westen verstanden sich als die wissenden Lehrer; die im Osten sollten die Rolle der dankbar lernenden Schüler übernehmen.

Anders Jesus. Jesus war mit und neben seinen Freunden auf einem Weg unterwegs. Er hat sie in einer schwierigen Zeit begleitet, mit ihnen, neben ihnen.

Er ist nicht auf einen grossen Felsblock am Wegrand gestiegen und hat den beiden von dort oben herunter erklärt, was theologisch oder politisch richtig und falsch, was zu glauben und für wahr zu halten sei.

Er hat aber auch nicht bloss auf non-direktiv gemacht oder seine eigenen Überzeugungen verleugnet. Er hat sich nicht einfach der Stimmung angepasst und mitgejammert. Er hat den beiden auch nicht nach dem Mund geredet. Sondern er hat ihnen zu ganz neuem Erkennen verholfen. Er hat sie auf Dinge hingewiesen, die sie vorher so noch nicht wahrgenommen hatten.

Jesus hat echt begleitet. Jesus ging mit den beiden Freunden einen gemeinsamen Weg. Er war – wie schon zu seiner Lebzeit – mit und neben ihnen unterwegs, unterwegs auf ihrem ganz persönlichen Lebens- und Glaubensweg.

Das Wort „Begleitung“ wurde darum in den Neunzigerjahren für unsere Arbeit im CVJM Europa zum Schlüsselwort und zum Programm für die Strategie unseres Umganges mit den Menschen in Osteuropa: ein partnerschaftliches miteinander und nebeneinander Wege Gehen, jede Seite das einbringend, was sie ist und einzubringen hat, sich gegenseitig als vollwertige Partner anerkennend.

Bei meiner Verabschiedung als europäischer Cevi Generalsekretär sagte mir mein amerikanischer Kollege: „Etwas ganz Entscheidendes haben wir von euch Europäern in diesen Jahren gelernt: Be-glei-tung!“

Wir haben das nicht selber erfunden, nur im beruflichen Alltag zu leben versucht. Jesus hat echte Begleitung vorgelebt, sein Leben lang.

Und darum bin ich überzeugt, dass auch unsere reformierte Kirche heute eine begleitende Kirche sein muss, eine Kirche, die – wie ich es immer wieder formuliere – eine „Kirche mit und neben den Menschen von heute“ ist.

Kirche mit und neben den Menschen von heute ereignet sich nicht nur in Sonntagsgottesdiensten, sondern auch und gerade auf all den vielgestaltigen Wegen zwischen Jerusalem und Emmaus, zwischen Emmaus und Jerusalem, und in den vielen Stuben und Familien von Emmaus: Kirche mit und neben den Menschen von heute ist Kirche mitten im Alltag der Welt.

 

Eine tolle Botschaft und eine grosse Sehnsucht

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen

Man hört heute manchmal das Wort von der „Krise der Kirchen“ Ich halte diese Formulierung nicht für besonders glücklich. Und auch nicht für besonders richtig. Wir leben heute in einer Gesellschaft im Umbruch. Und da ist es nur natürlich, dass sich auch unsere Kirchen im Umbruch befinden. Das soll man auch offen sagen und zugeben.

Mir ist es aber wichtig, diese Umbruchsituation in den Kirchen zu verstehen als Teil eines grossen gesamtgesellschaftlichen Umbruchs. Wir stehen als Kirchen nicht allein vor gewaltigen Herausforderungen. Mit solchen konfrontiert sehen sich heute fast alle Sektoren der Gesellschaft: Wirtschaft, Schule, Staat, bis hin zu Vereinen, Berufsleben, Familie und private Beziehungen. Unsere Welt, im Grossen wie im Kleinen, hat sich radikal verändert und ist weiter in schneller und radikaler Veränderung begriffen.

Als Kirche können wir natürlich nicht so tun, als hätte sich nichts verändert. Es wäre auch gefährlich, nun in depressives, sich selbst verteidigendes Jammern zu verfallen, und den „guten alten Zeiten“ nachzuträumen. Ich meine, es gehe heute darum, aktiv und beherzt unsere kirchliche Zukunft zu gestalten, mitten in einer Gesellschaft im Umbruch - eine Kirche mit und neben den Menschen von heute.

Vor drei Wochen war ich mit 15 jungen Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren auf unserem kantonalkirchlichen Schloss Wartensee. Wir hatten eine 2-tägige Retraite zur Frage, wie die Rolle der Jungen Erwachsenen in unserer St. Galler Kirche gestärkt werden könnte.

Die Retraite begann mit einer Situationsanalyse. Und wisst ihr, was diese jungen Erwachsenen als grösste Stärke und als grösste Chance unserer Kirche identifizierten?

Sie sagten, wir hätten eine absolut tolle Botschaft: die Botschaft von der Liebe Gottes und von der Möglichkeit der Liebe der Menschen untereinander. 

Und es gebe eine grosse Sehnsucht unter den Menschen von heute nach eben solcher Liebe und nach erfülltem Leben.

Ein Student der Uni St. Gallen hat das dann salopp gleich noch im Managerslang ausgedrückt: Wir haben ein tolles Produkt und es gibt ein grosses Kundenbedürfnis nach eben so einem Produkt.

Dann aber sprachen diese jungen Menschen, über die grössten Schwächen unserer Kirche. Sie nannten vor allem unsere kirchlichen Formen und die Art, wie wir mit den Menschen kommunizieren.

Viele dieser Formen seien nicht mehr angemessen, um die heutigen Menschen den guten Inhalt erleben zu lassen. Und unsere Art des Kommunizierens nehme die Menschen und die Situationen, in denen sie heute leben, nicht genügend ernst.

Die grösste Bedrohung für unsere Kirche sei deshalb nicht, dass die Steuern zurückgehen könnten, sondern, dass unsere Kirche für die Menschen schlicht irrelevant, bedeutungslos werden könnte.

Das sind klare Worte engagierter junger Christen. Alles erwachsene Menschen, demnächst junge Eltern, und alle kirchlich aktiv. Sie haben an dieser Retraite verschiedene Projektgruppen gegründet, um ihren Beitrag zu leisten an eine Kirche mit und neben den Menschen von heute.

Man mag mit dieser Analyse einverstanden sein oder nicht, jedenfalls sollte sie uns nachdenklich machen. Was hat sich denn in unserer Gesellschaft eigentlich so grundsätzlich verändert? Ich könnte jetzt vielfältige soziologische und andere Beobachtungen zitieren. Ich möchte mich heute auf einen Aspekt konzentrieren.

 

Menschen möchten verstanden und als wahlfreie Menschen ernst genommen werden

Wir Menschen heute möchten verstanden werden. Wir wünschen uns, dass sich andere Menschen neben uns setzen, sich wirklich auf unsere persönliche Situation, auf unser Denken und auf unsere Bedürfnisse einlassen. Wir möchten, dass sie sich Mühe geben, die Welt mit unserer Brille zu sehen. Sie müssen dabei gar nicht gleicher Meinung sein, aber wir wollen uns akzeptiert und ernst genommen fühlen. Wir möchten unsere eigenen Wege gehen und Menschen erleben, die mit uns gehen.

Wir Menschen heute sind darum allergisch auf alle Situationen, wo andere aus der Distanz versuchen, uns zu sagen, was richtig und was falsch ist. Wir wollen keine kirchliche Dogmatik vorgeschrieben erhalten, sondern uns selber unser Urteil bilden. Wir wollen nicht Objekt, nicht Gegenstand irgendwelchen gut gemeinten kirchlichen Handelns sein, sondern mitreden, als gleichwertige Partnerinnen und Partner mit anderen Menschen unterwegs sein.

Wir wollen nicht nur zu kirchlichen Standardprogrammen eingeladen werden, sondern erleben, dass Kirche mit uns persönlich zu tun hat, mit unseren Lebenssituationen, mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen, mit unseren Freuden und Sorgen - so wie wir eben individuell sind, so wie wir glauben und denken.

Wir Menschen heute verstehen uns als wahlfreie Menschen. Und wir wollen diese Wahlfreiheit von anderen respektiert sehen, auch und gerade in Fragen des Lebens und Glaubens.

Wo wir Menschen uns so ernst genommen, verstanden und angenommen fühlen, da öffnen wir uns, und da verändern wir uns auch. Weil wir ja alle diese Sehnsucht nach Liebe und erfülltem Leben in uns tragen.

 

Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen

Bezogen auf unser Thema, auf Kommunikation, folgt daraus, dass Kommunikation heute nur dialogische, nur zweiseitige Kommunikation sein kann, zu deutsch: Gespräch. Kirchliche Kommunikation demnach: Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen.

Da hat zwar durchaus auch eine Predigt oder eine Rede ihren Platz; aber sie ist Teil eines übergeordneten Gespräches.

Wenn wir heute als Menschen und als Kirche miteinander unterwegs sind, bedeutet das gerade nicht, dass wir nicht mehr von Christus reden, oder unseren Glauben und unsere Überzeugungen nicht mehr bezeugen dürften. Im Gegenteil, unsere Überzeugungen sind gefordert. Aber sie sind einzubringen in einen echten Dialog, in ein echtes Gespräch. Und Voraussetzung eines solchen echten Gespräches ist, dass wir einander ernst nehmen und als gleichwertige Partner anerkennen. - Ohne dabei unsere persönlichen Überzeugungen aufzugeben.

Ich meine, dass hier gerade die grosse Chance unserer reformierten Kirche liegt, die uns übrigens auch von manch anderen Kirchen und Gemeinschaften unterscheidet.

Unsere Reformatoren und ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger haben immer wieder die Mündigkeit jedes Christen und jeder Christin betont. Wir alle sollen unseren Glauben anhand der Bibel direkt und selber verantworten - vor Gott und vor den Mitmenschen. Wir müssen kein religiöses Soll erfüllen. Reformiert-Sein bedeutet deshalb selber denken, und für dieses Denken auch selber die Verantwortung übernehmen.

Die Kirche ist nach unserem reformierten Verständnis nicht die grosse Mutter und keine dogmatische oder religiöse Bevormunderin, sondern die Gemeinschaft der Glaubenden, die als selbstverantwortliche Menschen miteinander und nebeneinander auf dem Weg des Glaubens unterwegs sind. Dieser Weg hat eine klare Zielrichtung: das Reich Gottes.

 

Eine Gemeinschaft vielfältiger Weggemeinschaften – Kirche mit Beinen

Für die Form unserer Kirche heute, für ihre Programme und für die Art, wie wir als Kirchenglieder miteinander kommunizieren, bedeutet das, dass wir heute ganz neu grosse Menschennähe leben müssen.

Wir müssen hin zu den Menschen, in ihre Familien, in ihre beruflichen Situationen, hin zu ihren alltäglichen Freuden und Leiden, zu ihren Interessen und Steckenpferden - Kirche mit Beinen. Markus Bernet, unser Kirchenschreiber, hat diese Kirche mit Beinen an einer unserer Retraiten auch gleich gezeichnet: Ein Kirchengebäude mit Turm und Menschen - und vier grosse Beine darunter.

Wie Jesus, müssen wir einander dort, in der alltäglichen Welt, fragen, was uns beschäftigt, was uns Sorgen macht, wie es unserem Glauben geht, und wie unser Leben noch reicher und tiefer werden könnte.

Unsere kirchlichen Gruppen und Anlässe werden sich dann automatisch verändern. Sie werden sich viel stärker aus Begegnungen von Menschen mit Menschen heraus entwickeln und sich an den beteiligten Menschen orientieren.

Diese Beteiligten, samt kirchlichen Profis und Freizeitern, werden einander mit ihren Gaben und Fähigkeiten gegenseitig ergänzen. Pfarrerinnen und Pfarrer werden keine einsamen Primadonnas mehr sein müssen.

Die reformierte Kirche der Zukunft wird wesentlich eine Gemeinschaft von vielfältigen Weggemeinschaften sein. Da wird es langfristige und kurzfristige Weggemeinschaften geben. Da wird es – völlig gleichberechtigt – auch bloss punktuelle Weggemeinschaften geben, zum Beispiel für eine Hochzeit, für eine Beerdigung, für einen Krankenbesuch, oder für einen anderen Lebensübergang.

Wenn wir uns gegenseitig auf solchen Wegen wirklich ernst nehmen, uns einander und Gott gegenüber öffnen, wird immer wieder - oft ganz leise - ein behutsamer, fragender, zuhörender Dritter zu uns hinzutreten. Wir werden es daran merken, dass uns warm wird und uns das Herz brennt. Und in der Gemeinschaft des Brotbrechens und des Dankens werden uns die Augen aufgehen für die Gegenwart des auferstandenen Christus.

Kirchliche Kommunikation heisst Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen - ganz nahe bei uns allen.

Reformierte Kirche der Zukunft ist Kirche mit und neben den Menschen - ganz nahe bei uns allen.

„Bleibe bei uns Herr!“

Amen.

 



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Inhalt

Kommunikation

Der Gang nach Emmaus

Begleitung

Eine tolle Botschaft und eine grosse Sehnsucht

Menschen möchten verstanden und als wahlfreie Menschen ernst genommen werden

Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen

Eine Gemeinschaft vielfältiger Weggemeinschaften – Kirche mit Beinen

 

 

 

 

 

 

Es ist gut, in schwierigen Stunden zu zweit auf dem Weg zu sein; darüber zu sprechen, was einen bewegt; gemeinsam zu schweigen, wenn nichts zu sagen ist.

 

 

 

 

 

Wir müssen nicht Kommunikationstheorie büffeln. Wir müssen die richtige Haltung haben: Als Mensch mit und neben Menschen auf dem Weg sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Solche existentielle Erfahrungen verändern das Leben, ändern unsere Blickrichtung.

 

 

 

 

 

 

 

Jesus war mit und neben seinen Freunden auf einem Weg unterwegs. Er hat sie in einer schwierigen Zeit begleitet, mit ihnen, neben ihnen, auf ihrem ganz persönlichen Lebens- und Glaubensweg.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wort „Begleitung“ wurde in den Neunzigerjahren für den CVJM Europa zum Schlüsselwort und zum Programm für den Umgang mit den Menschen in Osteuropa

 

 

Unsere reformierte Kirche muss eine begleitende Kirche sein

 

Kirche mit und neben den Menschen von heute ereignet sich nicht nur in Sonntagsgottesdiensten. Sie ist Kirche mitten im Alltag der Welt.

 

Wir leben heute in einer Gesellschaft im Umbruch. Da ist es nur natürlich, dass sich auch unsere Kirchen im Umbruch befinden.

 

Es geht heute darum, aktiv und beherzt unsere kirchliche Zukunft zu gestalten, mitten in einer Gesellschaft im Umbruch - eine Kirche mit und neben den Menschen von heute.

 

 

Wir haben eine tolle Botschaft: die Botschaft von der Liebe Gottes und von der Möglichkeit der Liebe der Menschen untereinander.

 

 

Es gibt eine grosse Sehnsucht nach eben solcher Liebe und nach erfülltem Leben.

 

 

 

Viele der kirchlichen Formen sind nicht mehr angemessen, um den guten Inhalt erleben zu lassen.

Die grösste Bedrohung für unsere Kirche ist nicht, dass die Steuern zurückgehen könnten, sondern, dass unsere Kirche für die Menschen schlicht irrelevant, bedeutungslos werden könnte.

 

 

Wir wünschen, dass sich andere neben uns setzen, sich auf unsere persönliche Situation einlassen, sich Mühe geben, die Welt mit unserer Brille zu sehen.

Wir wollen nicht nur zu kirchlichen Standardprogrammen eingeladen werden, sondern erleben, dass Kirche mit uns persönlich zu tun hat.

 

Wir Menschen heute verstehen uns als wahlfreie Menschen. Wir wollen diese Wahlfreiheit von anderen respektiert sehen.

Wo wir uns ernst genommen, verstanden und angenommen fühlen, da öffnen wir uns, und da verändern wir uns auch. 

 

 

Kirchliche Kommunikation heute kann nur dialogische, nur zweiseitige Kommunikation sein: Christsein im Gespräch mit den Mitmenschen.

 

Unsere Überzeugungen sind gefordert. Aber sie sind einzubringen in einen echten Dialog, in ein echtes Gespräch. 

 

Reformiert-Sein bedeutet selber denken, und für dieses Denken die Verantwortung übernehmen.

Kirche ist Gemeinschaft der Glaubenden, die als selbstverantwortliche Menschen miteinander und nebeneinander auf dem Weg des Glaubens unterwegs sind.

Dieser Weg hat eine klare Zielrichtung: das Reich Gottes.

 

 

Wir müssen hin zu den Menschen, in ihre Familien, in ihre beruflichen Situationen, hin zu ihren alltäglichen Freuden und Leiden, zu ihren Interessen und Steckenpferden - Kirche mit Beinen.

 

 

 

Die reformierte Kirche der Zukunft wird eine Gemeinschaft von vielfältigen Weggemeinschaften sein.

 

In der Gemeinschaft des Brotbrechens und des Dankens gehen uns die Augen auf für die Gegenwart des auferstandenen Christus.

 

Reformierte Kirche der Zukunft ist Kirche mit und neben den Menschen - Kirche mit Beinen.