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Ein Kaffee mit Dölf Weder

Daniel Klingenberg im Gespräch mit Kirchenratspräsident Dölf Weder

 

 

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Erschienen im St. Galler Tagblatt vom 4. Sept. 2009

 

Mit dem braungebrannten Gesicht und seinem schallend-ansteckenden Lachen könnte er glatt als Jugendpfarrer durchgehen. Dölf Weder, Kirchenratspräsident der Reformierten, Pfarrer mit Doktorwürde, Mitglied verschiedenster kirchlicher Kommissionen, bekennender Cevianer, ist nach eigenem Bekunden hyperaktiv. Einer, der sich hochgradig identifiziert mit seiner Arbeit, der mit Terminen vollgestopfte Tage hat. Rücksicht auf eine Familie muss er nicht nehmen, er ist nicht verheiratet. 

Ein Kaffee-Zeitpunkt ist trotz Termindichte nicht schwer zu finden: Auf Mails antwortet er rasch und in einer Sprache, die von dieser Welt ist.

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Seit Anfang 2000 ist Dölf Weder Kirchenratspräsident. Der Slogan «Nahe bei Gott – nahe bei den Menschen» auf allen kirchlichen Verlautbarungen bis hin zum Briefpapier zu finden, wird eng mit ihm verbunden. Er hat in seiner Amtszeit neue Stellen geschaffen – etwa die Arbeitsstelle für Pastorales –, Leitziele formuliert, das Netzwerk Junge Erwachsene ins Leben gerufen, die Ausbildung für populäre Musik in den Gottesdiensten forciert.

Aber wer ist der in St. Gallen aufgewachsene und hier lebende 59-Jährige eigentlich? Was macht er, wenn er nicht gerade Arbeitsziele verfolgt? Dölf Weder lacht. Typisch für ihn sei, sich in eine Sache zu vertiefen, dieser auf den Grund zu gehen – wie eben in den vergangenen Ferientagen mit dem Jazz. Statt Bibelstellen purzeln die Namen von Jazz-Grössen aus seinem Mund, und er schwärmt vom Festival in Lenk.

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Was er nicht brauche: Nach Feierabend eine gesellige Bier-Runde. «Meine Erholung ist, allein zu sein.» Obwohl er von seiner Arbeit her viele Leute kenne, verkehre er in keiner St. Galler «Szene», einen Promi-Status will er nicht für sich reklamieren: «Ich bin froh, ungestört einzukaufen.»

Dennoch: Irgendwann im Gespräch kommt die Bischofsfrage. Denn bei Grossanlässen sieht man immer den Kirchenratspräsidenten neben dem Bischof sitzen – und bei diesem rapportieren die Medien beinahe jedes Hüsteln. Wäre das nicht auch nett, Herr Weder? Wieder dieses Lachen. «Jeder Pfarrer ist ein Selbstdarsteller. » Aber: Selbstdarstellung widerspreche dem Selbstverständnis der Reformierten.

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Viel stärker beschäftigt Dölf Weder die Frage, wie man «relevante Kirche» macht. Vor allem in der Zukunft, die finanzielle Einbussen bringen wird. Kirche beginnt bei Weder mit Cevi-Lagererfahrungen in den Jahren nach 68 mit der Übernahme von Verantwortung, mit ein bisschen Aufmüpfigkeit: «Ich war kein Revoluzzer.» Aber es musste doch ein Film gedreht werden, um die Kritik an der etablierten Kirche auszudrücken.

Geblieben ist, dass Kirche nicht aus Gebäudeinfrastruktur besteht, sondern aus Gemeinschaft. Darum ist es für ihn auch nicht schwierig, sich von Schloss Wartensee zu trennen – und das Geld aus dem Verkauf in Projekte mit Menschen zu stecken. In seinem Wahlkampf hat er dabei von grauer und blauer Musik gesprochen: So viel Infrastruktur wie nötig, so wenig wie möglich. Das Kirchenparlament hat er damit überzeugt, es setzte auf den Quereinsteiger, der für die nächste Legislatur ab 2010 nochmals kandidiert und längstens bis 2014 im Amt bleiben will.

 



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